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Luftwaffenmuseum Gatow

- Militärhistorisches Museum der Bundeswehr -

Flugabwehr, Ortungsgeräte und Raketen

Nike Hercules System: Leitzentrale und Steuerzentrum

Technische Kurzbeschreibung:

1.) Maintenance and Support M&S (linker Wagen)

  • Reparatur und Testen von WS-Baugruppen
  • Lagerung von Ersatzteilen
  • Versorgung mit Verbrauchsgütern
  • Lagerung von Werkzeugen und Testgeräten
  • Aufnahme der 3 LOPAR Pedestel-Module bei Verlegung der Bttr
  • 2 Wartungssoldaten
  • 1 Lagerverwaltungssoldat

2.) Radar Control Trailer RCT (mittlerer Wagen)

  • Auffassen und Führen der zugewiesenen Flugziele auch unter ECCM in Seitenwinkel, Höhenwinkel und in der Entfernung.
  • Bei Störung der Entfernungsmeßkreise TTR Umschaltung auf Entfernungsmeßradar TRR
  • Auffassen und Führen des Lenkflugkörpers mit dem Flugkörperverfolgungsradar MTR
  • Tracking Supervisor TSU
  • Azimuth-Operator TTR
  • Elevation-Operator TTR
  • Range-Operator TTR
  • Missile Tracking Operator MTR
  • Wartungsfeldwebel MTC

3.) Battery Control Trailer BCT (rechter Wagen)

  • Führen des Feuerkampfes duch BCO
  • Bedienung der Radargeräte HIP AR/ LOPAR
  • Identifizieren von Flugzielen
  • Bedienung von COMPUTER und Switchboard ( SWBD, IFC- Vermittlung )
  • Zielzuweisungen an Zielverfolgungsradar
  • Bindeglied zwischen Feuerleit- und Abschußbereich ( IFC und LA )
  • Feuerleitoffizier BCO
  • LOPAR-Bediener
  • COMPUTER- Bediener
  • SWBD-Bediener
  • Frühwarntafelbediener EWPO
  • Wartungsfeldwebel MW

Beschreibung des Systems “Nike Hercules”:

Nike Hercules ist die Bezeichnung einer amerikanischen Flugabwehrrakete. Der erste Start der Nike Hercules erfolgte am 13. Januar 1955..

Für drei Jahrzehnte stellte die Nike Hercules (Proiektname MIM 14) das Rückgrat der NATO Luftverteidigung dar, bis sie in den späten 80er Jahren des 20. Jahrhunderts durch das Raketensystem "Patriot" ersetzt wurde. Nachdem sie für US-Army und US-Airforce entwickelt worden war, wurde sie ab etwa 1960 in großer Zahl an die Armeen der verbündeten Staaten ausgeliefert, so auch an die Bundeswehr. Die Raketen wurden, nachdem sich das Vorgängermodell “Nike Ajax” mit konventionellen Fragmentierungssprengköpfen als wenig zielgenau erwiesen hatte, für den Transport atomarer Sprengköpfe vom Typ p W32 konzipiert. Das neue Trägersystem, eine Vervierfachung des Ajax-Antriebes, bestand aus einem Bündel aus vier Feststoftraketen als Erststufe und einem weiteren, deutlich vergrößerten Feststofftriebwerk als Endstufe.

Durch den Atomsprengkopf sollte die Rakete befähigt werden, ganze Schwärme feindlicher Bomber anzugreifen.und dabei den sogenannten "dead man effect" zu verhindern: Beim Angriff mit konventionellen Sprengköpfen, deren Navigation mit den zur Verfügung stehenden Steuerungstechniken nicht präzise genug vorgenommen werden konnte, wurde meist nur das Flugzeug selbst zerstört, nicht aber die Atombomben, die es im Falle einer Ost-West- Konfrontation mit hoher Wahrscheinlichkeit getragen hätte.

Die Bomben wären nach der Zerstörung des Flugzeuges durch eine auf beiden Seiten standardmäßige Kopplung des Zündmechanismus an die integrierten Höhenmessgeräte, die beim Überfliegen der Grenze aktiviert wurde zur Zündung gebracht worden. Der W32-Sprengkopf hingegen, der wahlweise verschiedene Sprengkraftäquivalente zwischen 2 und 40 Kilotonnen TNT entfalten konnte (durch Unterdrückung der "boosted reaction", damit ausbleibender Freisetzung von Fusionsenergie), zerstörte die Maschinen im näheren Umkreis vollständig und brachte auch Flugzeuge, die sich in größerer Entfernung befanden, zum Absturz.

Die Nike Hercules verfügte über keine eigene sensorische Ausrüstung, sondern wurde durch analoge Radarfunkbefehle der dazugehörigen Bodeninstrumente in das Ziel gelenkt. Erst seit dem Beginn der 80er Jahre wurden die zur Berechnung des Abfangkurses verwendeten Elemente durch digitale Prozessoren ersetzt, die aber weiterhin nur analoge Signale an die Raketen übermittelten. Die wichtigste Schwachstelle des System war die Tatsache, dass jede Batterie mit der ihr zu Verfügung stehenden Radarausrüstung nur ein Ziel zur selben Zeit angreifen konnte, daher konnte das ganze System durch eine verdoppelte Zahl von Angreifern außer Gefecht gesetzt werden.

In der Bundesrepublik Deutschland standen die Batterien, die in der Regel über 30 Raketen und neun Launcher (Startrampen) verfügten, unter amerikanischem, belgischem, britischem, holländischem und deutschem Befehl. Die Stellungen waren in einem mittleren Abstand von 30 km entlang der beabsichtigten Rückzugslinie der Nato-Truppen entlang des Rheines und des Nordseeküstenbereiches aufgereiht und konnten von dort den Luftraum im Radius von etwa 120 km kontrollieren.

Ab 1975 wurde das System für die Bekämpfung ballistischer Raketen ausgerüstet und noch später durch eine vorgelagerte Abwehrlinie aus "Hawk"-Raketen gegen tieffliegende Angreifer erweitert. Eine Modifikation der Zündkreisläufe erlaubte schließlich den Einsatz als taktische Atomwaffe gegen Bodenziele. In nördlicher und südlicher Richtung setzte sich der Sperrriegel bis Grönland und in die Türkei fort. Etwa ein Viertel der Stellungen erhielt den atomaren Status. Diese Stellungen wurden seit 1979 im Rahmen des "Long Range Security Program" mit Erdwällen, Perimeterzaunanlagen, Wachtürmen und zusätzlichen Flugabwehrmitteln ausgestattet. In jeder dieser Stellungen war neben den Kräften der Bündnisstaaten ein amerikanisches Wachkontingent stationiert, das den Zugang zur Umgebung der Hangargebäude mit jeweils vier scharfen Raketen regelte und alle Arbeiten an den Raketen beaufsichtigte.

Einige der Stellungen waren zunächst für die Umrüstung auf das "Patriot"System vorgesehen. Nach dem Ende des Kalten Krieges jedoch wurde alle Teil der Konversionsmasse. Viele der oftmals auf erhöhten Positionen errichteten und abgelegenen Stellungen sind bis heute keiner neuen Nutzung zugeführt und verwildern.