IST-Zustand nach der Wende: wie geht es weiter ? (Stand: 2007)
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung am 03.10.1990 ergaben sich direkte Konsequenzen für die Flugabwehrraketenverbände.
Auf rein deutscher Nationalebene sind die Systeme NIKE (auch Pershing) seit längerem abgeschafft. Die Systeme Hawk und Roland sind mittlerweile ebenfalls ausser Dienst gestellt worden. Es verbleiben die sechs moderneren Patriotgruppen mit zusammen 24 Batterien. Es gibt also kein eigentliches FlaRakSystem gegen Tiefflieger mehr und zum Objektschutz stehen nur noch die Fliegerfausttrupps des Objektschutbataillons der Lw und ggf. der beiden verbleibenden Panzerflakverbände des Heeres (Nr. 6 Lütjenburg und Nr 12 Hardheim) zur Verfügung.
Der Schichtdienst rund um die Uhr war nicht mehr notwendig und eine Friedensdislozierung in ausgebauten Einsatzstellungen nicht mehr erforderlich. Die gerade entwickelte FlaRak-Struktur war nicht mehr passend und musste überdacht werden.
Die Personalstärke der verbleibenden Verbände wurde halbiert, drei Hawk-Geschwader aufgelöst, deren Feuereinheiten allerdings neu zugeordnet und die Kommandostruktur dem Namen nach wieder aufgegeben.
1991 kam es im Rahmen des 2. Golfkrieges zu einem ersten Kampfeinsatz im Ausland. Eine Staffel HAWK (FlaRak Bti 36) wurde für den Objektschutz zur Luftwaffenbasis Diyarbakir in der Osttürkei sowie eine ROLAND-Staffel (FlaRakGrp 42) nach Erhac/Türkei verlegt. Unter erheblichen Schwierigkeiten konnte dieser Auftrag ausgeführt werden.
Kurz danach führten Überlegungen im Verteidigungsministerium zu einer neuen Art der Kategorisierung. Diese umfasste Krisenreaktionskräfte (KRK), die in wenigen Tagen verlegt werden konnten und Hauptverteidigungskräfte (HVK) mit besonderen Aufgaben. Zu den KR-Kräften gehörten ab 1993 das FlaRakG 1 „Schleswig-Holstein" und 3 „Oldenburg". Als Einsatzkräfte waren grundsätzlich drei PATRIOT-, zwei HAWK- und eine verstärkte ROLAND-Staffel mit entsprechenden Führungs- und Unterstützungselementen vorgesehen. Der Einsatz sollte möglichst im Verbund erfolgen und der „Cluster-Einsatz" war das Ziel. Die Jahre 1993 bis 1995 waren gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Übungen im In- und Ausland sowie Überprüfungen aller Art.
- 1993: Erste KRK-Auslandsübung von FlaRak-Kräften (Dynamic Mix in der Türkei)
- 1995: Erste Übung mit FlaRak-Kräften in den USA (ROVING SANDS)
- 1996: Am 1. Januar 1996 wurden die beiden Krisenreaktionskräfte (KRK) FlaRak der
NATO assigniert.
- 1997: Einsatz von FlaRak-Verbänden bei der Bekämpfung der Oder-Flut.
- 1999: TacEval während einer KRKÜbung im Ausland (FlaRakG 3 „Oldenburg", BATTLE
GRIFFIN in Norwegen) 2000: TacEval während einer KRKÜbung im Ausland (FlaRakG 1 „Schleswig-Holstein", Dynamic Mix in Griechenland)
- 2002: Einsatz von FlaRak-Verbänden bei der Bekämpfung der Elbe-Flut.
Was ist NRF ? NRF bedeutet NATO RESPONSE FORCE. Besonderes Augenmerk bei dieser militärischen schnellen Eingreiftruppe liegt auf der hohen Verfügbarkeit als eingespielte und auftragsgerecht ausgebildete Truppe. Internationalität sowie multinationale Zusammenarbeit spielen eine zentrale Rolle bei der gemeinsamen Intervention und Prävention von Konflikten. Hierfür wurde auf dem Prager NATO-Gipfel im November 2002 der Grundstein gelegt. NRF stellt sicher, dass NATO-Einsatzkräfte innerhalb von fünf bis dreißig Tagen in jedes Krisengebiet der Welt verlegen können und dort einsatzbereit sind. Weiterhin ist vorgesehen, dort über einen längeren Zeitraum autark operieren zu können. Zweck der NRF ist es, auf Beschluss des NATO-Rats Krisen, Konflikte und Gefahren weltweit effektiv einzudämmen. Der Umfang der eingesetzten Kräfte hängt grundsätzlich vom jeweiligen Einsatzauftrag ab. Die Zuordnung zur NRF erfolgt für 6 Monate.
- 2004: Übernahme des NRF-Auftrages durch FIaRakG 1 „S-H" für
NATO RESPONSE FORCES (2005) und Beginn der Ausbildung und Vorbereitung.
- 01.07.2005-17.01.2006: Standby Phase (Abrufbereitschaft) NRF für das
FIaRakG 1 „S-H"
- Ende 2005: Außerdienststellung der letzten HAWK/ROLAND-Gruppe (FIaRakGrp 15)
- 2005/2006: Ausrüstung der FIaRakG 1, 2 und 5 mit dem Geschwadergefechtsstand (SAMOC)
Gemeinsame Übungen: In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Übungshäufigkeit der bodengestützten Luftverteidigung im In- und Ausland ständig zugenommen. “Hochwertübungen” erhalten ihren Namen durch den damit verbundenen Aufwand, aber auch durch den erwarteten Ausbildungserfolg.
Im Inland waren dies die Übungen CLEAN HUNTER sowie die Übungen ELITE (Elektronische Kampfführung). Weiterhin waren es meistens die Krisenreaktionskräfte FIaRak, die bei Auslandsübungen zum Einsatz kamen.
In Vorbereitung auf den Einsatz als NATO RESPONSE FORCE (NRF) 5 nahm das FIaRakG 1 Anfang 2005 an der Übung BATTLE GRIFFIN in Norwegen teil.
Darüber hinaus fanden Übungen in den Niederlanden, Dänemark, Portugal und Slowakei statt.
An der Übung ROVING SANDS nahmen seit 1995 fast jedes Jahr ein FIaRak-Geschwader im Rahmen der größten Luftverteidigungsübung der westlichen Welt in Texas/Neu Mexiko/USA teil. Hier standen Einsatz und Auftragserfüllung im multinationalen Rahmen insbesondere unter besonderen klimatischen Bedingungen im Mittelpunkt. Die Fernverlegung (See-, Luft-, Bahn- und Straßentransport) von Material und Personal war eine Herausforderung.
Seit 1996 nehmen die FlaRak-Geschwader an der Übung JOINT PROJECT OPTIC WINDMILL (JPOW) teil.
Unter der Federführung der niederländischen Luftwaffe erfolgt diese multinationale Simulationsübung zur Abwehr von taktischen-ballistischen Flugkörpern. Daran sind jedes Jahr deutsche und amerikanische FIaRak-Kräfte beteiligt.
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