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Beschreibung:

HS 30 ist die Bezeichnung für einen deutschen Panzer, der bei der Bundeswehr eingesetzt wurde.

In Auswertung der Kriegserfahrungen wurde für die neuaufgestellte Bundeswehr beschlossen, die Mehrzahl der Panzergrenadierbataillone mit vollmechanisierten Kampffahrzeugen auszurüsten. Hierzu sollte ein Schützenpanzer eingeführt werden, der den Kampf vom Fahrzeug ermöglichte und zudem mittels einer 20 mm-Kanone über eine gewisse Feuerkraft verfügte.

Nach Erstellen eines entsprechenden Lastenheftes ging der Auftrag zur Entwicklung des Fahrzeugs an die Rüstungsfirma Hispano Suiza, die zwar eine lange Tradition in der Herstellung von Maschinenkanonen hatte, aber keinerlei Erfahrung mit Panzerfahrzeugen aufwies.

Der HS 30-Entwurf hatte folgende Merkmale:

  • Niedriger Aufzug mit allseits abgeschrägten Wänden.
  • Laufwerk mit Lauf- und Stützrollen.
  • Triebwerkblock im Heck des Fahrzeugs, dadurch musste die Besatzung im hinteren Kampfraum im Gefecht über die Seitenwände absitzen.
  • Im Bug links war der Fahrerplatz, rechts daneben befand sich der gleiche Drehturm wie im Schützenpanzer Kurz mit einer Hispano Suiza 20 mm-Kanone L/85.

Da der Panzer übereilt in den Serienbau gegeben wurde, stellten sich im Truppenbetrieb zahlreiche Mängel ein, die ständige Reparaturarbeiten nach sich zogen. Besondere Schwachstellen waren der unzuverlässige Leyland-Benzinmotor, der den Panzer auf eine Höchstgeschwindigkeit von nur 58 km/h brachte, das Schalt- und Lenkgetriebe sowie vor allem die Laufwerksfederung und -dämpfung. Da das Fahrzeug insgesamt den Anforderungen an einen echten Schützenpanzer nicht gerecht wurde, z.B. Kampf vom Fahrzeug unter Panzerschutz, und auch sehr wenig Platz bot, wurde es nach gut 10-jähriger Truppenverwendung durch den Schützenpanzer Marder abgelöst.

Technische Daten:

  • Besatzung 3 Mann + weiteres Personal je nach Version
  • Länge 5,56 m
  • Breite 2,54 m
  • Höhe 1,85 m
  • Gewicht 14,37 t
  • Bewaffnung 20 mm L/85 Maschinenkanone
  • Antrieb 8-Zylinder-Ottomotor
  • Rolls-Royce B81 Mk. 80 F
  • 198 PS
  • Höchstgeschwindigkeit 58 km/h
  • Reichweite ca. 270 km
  • Gewicht 15,3 PS/t

Der HS 30-Skandal der 60er Jahre:

Der HS 30-Skandal (bzw. Hispano-Suiza-Skandal) der 1960er Jahre war der bis dahin größte deutsche Rüstungsskandal. Es handelte sich um die Beschaffung des Schützenpanzers HS 30 für die Bundeswehr, die offenbar nur getätigt wurde, weil mit dem Geschäft Schmiergeldzahlungen in großer Höhe an mehrere an der Beschaffungsentscheidung beteiligte Personen verbunden waren.

Durch Recherchen von Journalisten der Frankfurter Rundschau und des Nachrichtenmagazins Deutsches Panorama wurde ein Zusammenhang der Beschaffung des HS 30 mit Schmiergeldzahlungen an mehrere Personen hergestellt. Auf Antrag der FDP richtete der Deutsche Bundestag 1967 einen Untersuchungsausschuss ein, der zahlreiche Zeugen vernahm und 1969 einen Bericht veröffentlichte.

Unter den Empfängern von Schmiergeldzahlungen war unter anderem der persönliche Referent des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß, ein Oberst Repenning, gewesen, der 2.3 Millionen DM erhalten haben soll. Der 1957 verstorbene CDU-Politiker Otto Lenz soll 300 000 DM erhalten haben, die gleiche Summe soll der Arzt und mutmaßliche Waffenhändler Otto Praun erhalten haben. Dieser wurde 1960 ermordet; für den Mord wurden Prauns Erbin Vera Brühne und deren Bekannter Johann Ferbach zu lebenslanger Haft verurteilt; an deren Täterschaft bestehen aber erhebliche Zweifel.

Nach Aussagen eines Zeugen soll die CDU im Zusammenhang mit der HS 30-Beschaffung 50 Millionen DM für die Finanzierung des Bundestagswahlkampfes 1957 entgegengenommen haben.