(Auszüge aus dem Original-Handbuch der Me 262 A-1)
I. Kennzeichen der Bauausführung
A. Allgemeines Flugzeuge der Baureihe Me 262 A-1 finden als Jäger Verwendung.
B. Konstruktionsform
1. Allgemeines
Freitragender Tiefdecker mit zwei Triebwerken. Ganzmetallbauweise (Schalenbau). Einziehbares Bugrad-Fahrwerk, zentrales Seitenleitwerk, geschlossener Führerraum (druckdichte Ausführung ist vorgesehen). Einholmiges, durchgehendes Tragwerk von unten an den Rumpf gesetzt. Vorflügel über Tragflächennase, Landeklappen zwischen Querruder und Flügelwurzel. Schattenriß s. Anlage 1.
Abmessungen: (Flugzeugmusterblatt in Dreiseitenansicht s. Anlage 2.)
- · Spannweite . . . . . .12,65 m
- · Länge . . . . . . . . . . . 10,6 m
- · Höhe . . . . . . . . . . . . . 2,8 m
- · Spurweite . . . . . . . . 2,32 m
- · Tragfläche . . . . . . . 21,7 m²
2. Rumpfwerk
Rumpf hat annähernd dreieckförmigen Querschnitt mit starken Rundungen, in Schalenbauweise ausgeführt. Glatte Außenfläche durch Versenknietung. Versteifung durch angebördelte Spanten und Längsprofile.
Der Rumpf ist aus Rumpfspitze, Rumpfmittelteil und Rumpfende mit Leitwerksträger zusammengesetzt. Die Rumpfspitze ist in vier Punkten am Rumpfmittelteil angeschlossen. Das Rumpfende läuft in die Seitenflosse aus und bildet mit ihr zusammen eine Fertiggruppe.
Rumpfspitze dient als Waffen- und Munitionsträger. Die Schußwaffenanlage ist durch eine zweiteilige, in der Mitte aufklappbare Haube zugänglich. Über die Länge der Rumpspitzenunterseite erstreckt sich in der Mitte der durch eine Klappe abdeckbare Schacht für das eingezogene Bugradfederbein.
Rumpfmittelteil dient zur Aufnahme des tonnenförmig ausgeführten Führerraumes (Wanne) und der Kraftstoffbehälter. Eine Aussparung unter dem Führerraum dient zur Aufnahme des Tragwerkes.
Rumpfende bildet zusammen mit dem Leitwerksträger ein Bauteil, das aus zwei Halbschalen zusammengesetzt ist. Der Leitwerkstrager läuft in die Seitenflosse aus.
Rumpfeinrichtung: Da der Führerraum als Druckkammer vorgesehen ist, sind die Wanne und sämtliche Durchführungen für Bediengestänge, Steuerung und Leitungen druckdicht ausgeführt.
Der Führersitz (ungepanzerter Einheitssitz) ist an der Rückwand der Führerraumwanne angeordnet. Der Sitz ist nur am Boden in der Höhe verstellbar; die Sitzwanne dient zur Aufnahme eines Sitzfallschirmes. Vor dem Sitz ist das Gerätebrett, links und rechts neben dem Sitz die Gerätebänke angeordnet. Hinter dem Sitz ist der Stromsammler gehaltert.
Nach oben ist der Führerraum durch einen dreiteiligen Windschutzaufbau abgeschlossen. Vorderteil fest, Mittel- und Rückteil abwerfbar; im Vorderteil links Klappfenster. Das Mittelteil ist nach rechts aufklappbar und dient als Einstiegklappe.
Gegen Beschuß sind der Flugzeugführer, die Munition und wichtige Geräte durch Panzerplatten geschützt; die Frontscheibe ist eine Panzerglasplatte.
3. Fahrwerk
Bugradfahrwerk. Hauptfahrwerk breitspurig. Einbeinfahrgestelle nach innen einziehbar; Bugrad in Rumpfspitze einziehbar. Im eingezogenen Zustand sind sämtliche Fahrwerksteile durch Klappen abgedeckt.
Ein- und Ausschwenken durch Drucköl; Überwachung der Fahrwerks- und Bugradstellungen durch 6-Schauzeichengerät. Notbetätigung von Bugrad und Restabdeckung durch Preßluft; Hauptfahrwerk wird durch Preßluft ausgelöst und fällt durch Eigengewicht und durch geringen Schiebeflug heraus.
Alle drei Räder sind bremsbar; Bremsung des Hauptfahrwerkes über die Bremspedale, des Bugradfahrwerks über eine Pumpe mit Handhebel im Führerraum links.
4. Leitwerk
Freitragendes Leitwerk, zentrales Seitenleitwerk. Höhen- und Seitenleitwerk am Leitwerksträger befestigt. Links und rechts an der Tragfläche je ein Querruder in drei Punkten gelagert; Querruder besteht aus zwei Teilen, die an der Antriebswelle zusammengeschraubt sind.
Höhen- und Seitenruder gewichts- und durch Flettner luftkraftausgeglichen; Querruder mit Nasenausgleichen versehen.
Die Höhenflosse ist zur Trimmung elektrisch verstellbar; Seitenruder vom Führerraum aus trimmbar.
5. Steuerwerk
Betätigung von Höhen- und Querruder durch Steuerknüppel mit Knüppelgriff KG 13b; Betätigung des Seitenruders durch parallel geführte Fußhebel (Einheitsgerät).
Übertragung der Steuerkräfte durch Stoßstangen. Betätigung des Seitentrimmruders durch Handrad (Einheitsgerät) auf linker Gerätebank; Übertragung der Steuerkraft durch mehrfach unterteilte Torsionswelle.
Verstellung der Höhenflosse ( von + 3° bis - 6°) durch Elt-Antrieb im Rumpfende. Bedienung durch Verstellhebel in linker Gerätebank; Stellungsrückmeldung durch Elt-Stellungsanzeiger.
Verstellung der Landeklappen (von 0 bis 60°) durch Drucköl; Bedienung durch Druckknopfschalter auf linker Gerätebank. Stellungsanzeige durch Skala auf linker Klappe. Notbetätigung durch Preßluft.
6. Tragwerk
Freitragende, einholmige Ausführung in Schalenbauweise. Holm ist durchlaufend und besteht aus zwei Teilen, die in der Mittelebene verschraubt sind. Die Tragflächenteile sind von unten an den Rumpf gesetzt und in vier Anschlußpunkten und durch 42 8-mm-Paßbolzen befestigt.
Strebenkanale für das eingezogene Fahrwerk in unterer Beplankung. An Tragflächenunterseite Aufhängebeschläge für Triebwerke; an Strebenkanalwand Federbeinanschlüsse. Automatische Vorflügel über die gesamte Tragflächennase (unterbrochen durch Triebwerke). Landeklappen zwischen Querruder und Flügelwurzel, zweiteilige Ausführung (innere und äußere Klappen).
7. Triebwerk
a. Turbo-Luftdurchsatzgeräte
Zwei Sondertriebwerke „Jumo 109 004B" beiderseitig vom Rumpf unter der Tragfläche in je drei Punkten aufgehängt; Aufhängungen sind Einheitsanschlüsse.
Leistungen und Verbrauch s. Triebwerk-Handbuch.
b. Triebwerkverkleidung
Abnehmbare Verkleidung; gute Zugänglichkeit zum Triebwerk ist gewährleistet. In linker Triebwerkverkleidung sind vorne links zwei Einstiegöffnungen zur Erleichterung des Einsteigens in das Flugzeug angeordnet.
c. Kraftstoffanlage
Auffüllbare Kraftstoffmengen:
- · Hauptbehälter vor Führerraum . . . . . . . 1 x 900 Ltr.
- · Hauptbehälter hinter Führerraum . . . . . 1 x 900 Ltr.
- · Zusatzbehälter unter Führerraum . . . . . 1 x 200 Ltr.
Gesamte Kraftstoffmenge 2000 Ltr. Wahlweise Abgabe des Kraftstoffs aus dem vorderen oder hinteren Behälter an das linke oder rechte Triebwerk; Behälterschalthebel in linker Gerätebank. Entleerung des Zusatzbehälters in die Hauptbehälter. Kraftstoff-Förderung zu den Triebwerken durch zwei Elt-Kraftstoffpumpen je Behälter.
Vorratsüberwachung und Reststandswarnung elektrisch; Anordnung der Geräte auf Gerätebrett. Reststandswarnung erfolgt bei 250 Ltr. je Hauptbehälter.
d. Betriebsstoffanlage für Ölmotor
Für jedes Triebwerk gesonderte Anlage mit Behälter am Triebwerk; Inhalt des Behälters 15 Ltr.
e. Triebwerkbedienung
Bedienung des Triebwerkes durch nur einen Hebel je Triebwerk (Einhebelbedienung); Übertragung von linker Gerätebank zum Triebwerk durch Gestänge.
f. Anlaß- und Zündanlage
Anlassen durch „Riedel"-Anlasser; Antriebsquelle ist ein luftgekühlter Zweizylinder-Zweitaktmotor. Kraftstoffbehälter (1,5 Ltr. Inhalt) für Anlasser ist im Stirnring des Triebwerks untergebracht.
Zur Einleitung der Verbrennung im Triebwerk wird durch eine Elt-Anlaßkraftstoffpumpe Anlaßkraftstoff (Behälter mit 20 Ltr. Inhalt am Triebwerk angeordnet) in die Brennkammer eingespritzt und gezündet.
Je Triebwerk zwei Zweifunken-Zündgeräte. Zündanlage nur beim Anlassen erforderlich; ab etwa 2000 U/min läuft das Triebwerk von selbst.
g. Starthilfe
Als Zusatzschub für Start dienen zwei am hinteren Tankdeckel befestigte „R 1502"-Schubraketen von je 500 kg Schub. Zündung durch Druckknopf in Schaltkasten auf linker Gerätebank. Abwurf der abgeblasenen Geräte durch Abwurfzug an linker Gerätebank.
8. Ausrüstung
a. Allgemeine Ausrüstung
Triebwerksonderüberwachungsgeräte, Flugüberwachungs- und Navigationsgeräte am Gerätebrett angeordnet. Flugwerkgeräte auf linker Gerätebank. Mutterkompaß im Rumpfhinterteil aufgehängt.
Führersitz mit Bauch- und Schultergurt versehen.
Höhenatmergerät in linker Gerätebank; zwei Vorratsflaschen im Rumpfhinterteil.
Sanitätspack auf Mannlochdeckel für FT-Geräte und kleiner Sanitätspack beim Flugzeugführer vorgesehen.
Sitzfallschirm in Führersitzwanne.
b. Elt-Ausrüstung
Am linken und rechten Triebwerk je ein Stromerzeuger von 1000 Watt bei 24 Volt Netzspannung. Sammler (7,5 Amp.-Stunden) hinter Führersitz.
Elektrisch werden betätigt:
- · Anlaßgeräte für Sondertriebwerke
- · Kraftstoffbehälterpumpen
- · Flossenverstellung
- · Anzeigevorrichtungen
- · Kennlichter
- · Bordfunkanlage
- · Schußwaffenanlage
- · Starthilfeanlage
- · Abschußgerät für Signalmunition.
c. Druckölanlage
Druckölpumpe (18 Ltr./min) am linken Triebwerk. Druckölbehälter zwischen Führerraum und linker Rumpfseitenwand.
Durch Drucköl werden betätigt:
- · Fahrwerk mit Restabdeckung
- · Bugrad
- · Landeklappen.
- Notbetätigung bei Ausfall der Druckölanlage durch Preßluft. Vorratsflasche in Rumpfmitte an linker Seitenwand.
d. Bordfunkanlage
Die Bordfunkausrüstung besteht aus den Funkgerätesätzen:
e. Schußwaffenanlage
Eingebaut sind:
- · 2 MK 108 mit je 100 Schuß und
- · 2 MK 108 mit je 85 Schuß.
II. Leistungen
Leistungen s. Kennblatt und Flugstreckentabelle.
III. Festigkeit und Flugbegrenzungen
Das Flugzeug ist bei einem Lastvielfachen von n = 7 für die Festigkeitsgruppe H5 bei dem höchstzulässigen Fluggewicht von 5600 kg bestimmt.
Höchstzulässige Geschwindigkeiten:
- · im Waagerechtflug (in Bodennähe) . . . . . . . . . km/h
- · bei voll ausgefahrenen Landeklappen . . .300 km/h
- · bei Fahrwerkbetätigung . . . . . . . . . . . . . . .300 km/h
- · im Sturzflug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . km/h
IV. Gewichte
Gewicht s. Ladeplan.
V. Schutzanstrich
Schutzanstrich mit verbesserter Oberflächengüte nach Oberflächenschutzliste 8-OS-262 unter Verwendung der in der L.Dv. 521/1 angegebenen Flieglacke.
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